Tobias Schults‘ Reisetagebuch Uganda aka. "Im Slum von Kitintale"

"Mein Name ist Tobias Schult und ich bin ein Fotograf aus Berlin. Neben meiner kommerziellen Arbeit versuche ich regelmäßig an persönlichen Projekten zu arbeiten. Im Januar diesen Jahres habe ich 2 Wochen in Kampala verbracht und ursprünglich mit Viva con Agua gearbeitet. Mein Kontakt dort war ist Papa, ein großartiger Typ, der mir viele interessante Leute vorgestellt hat.
So lernte ich auch Jack kennen, der Skateboard-Pionier Ostafrikas und Präsident der Uganda Skateboard Union. Er ist außerdem Vater, ein hoch angesehenes Community-Mitglied und einfach eine großartiger und bescheidener Typ. Er ist der skate-aid Repräsentant für Ostafrika und speziell verantwortlich für alles, rund um diesen wunderschönen Skatepark im Ghetto Kitintale in Kampala.
Als ich dort zum ersten Mal ankam, habe ich mich sofort in den Ort verliebt. Jack nahm mich mit auf eine kleine Tour durch „sein Ghetto“, zeigte mir, wo er aufgewachsen war und wir sprachen über den täglichen Kampf und die Probleme der Menschen und insbesondere der Kinder, die dort aufwuchsen. Man muss kein Experte sein, um zu verstehen, wie wichtig Skateboarding für diese Kids ist und wie sehr es ihnen eine kleine Perspektive gibt, die sie ohne sie möglicherweise nicht haben.
Es ist fantastisch zu sehen, wie kleine Kinder und Jungs in den Zwanzigern zusammen den Park nutzen und sich gegenseitig total respektieren. Niemand den älteren gesagt, sie sollten den jüngeren Skatern helfen. Für sie ist das ganz normal und sie möchten sie wirklich unterstützen. Anstatt nur einen kurzen Halt im Skatepark zu machen, blieb ich so lange ich konnte dort und machte Fotos, bis die Sonne unterging und die Kinder aufhörten zu skaten.
Ich wusste, dass ich zurückkommen musste, alles war so fotogen und die Leute waren warmherzig und freundlich. Ich konnte der Aussicht nicht widerstehen, den man hat, wenn man oben auf einer Rampe steht und auf die Dächer des Ghettos schaut. Ich habe dort ein paar wirkliche Freunde gefunden. Neben Jack war da auch Faruk. Es gab viele positive Vibes zwischen uns und wir unterhielten uns stundenlang. Er mochte die Fotos, die ich am ersten Tag gemacht habe. Als ich dann zurückkam, kam Faruk direkt auf mich zu und sagte, dass Jack noch nicht da sei, aber sie würden mich gerne etwas fragen. Sie zeigten mir eine  kleine Mode-Kollektion, die sie mit afrikanischen Stoffen ge-upcycelt hatten. Sie machen im Grunde ihre eigenen Entwürfe, um sie später zu verkaufen und etwas Geld zu verdienen. Also fragten sie mich, ob ich ihnen helfen und den Stuff fotografieren könnte, damit sie ihn online präsentieren konnten. Natürlich stimmte ich zu und wir begannen sofort ein spontanes Shooting mit den Locals, die mit den selbstgemachten Teilen durch das Ghetto gingen und nach guten Spots suchten. Danach haben wir noch ein Gruppenfoto gemacht, wobei alle auf der großen Rampe standen und ihre Klamotten anhatten, die sie entworfen hatten. Es war eher ein Familienfoto;)
Für den Rest des Tages habe ich das Leben im Skatepark dokumentiert, bis die Sonne unterging… eigentlich habe ich die Fotos während der „Blauen Stunde“ am meisten genossen. Was für eine ruhige Stimmung und ein tolles Licht alles hatte! Als ich an diesem Tag mit Faruk sprach, erwähnte ich die Idee, dass ich gerne zeigen würde, wie die Kinder hier tatsächlich leben. Faruk erklärte sich sofort bereit, mich in seinem Haus herumzuführen und seiner Familie vorzustellen. Daraufhin haben wir uns für nächsten Tag verabredet.
Das war dann leider einer der letzten Tage, bevor ich wieder fahren musste. Als ich im Park ankam, um Faruk zu treffen, war der Ort total überfüllt. Ich fragte Faruk, was hier los sei und er sagte mir, dass es einen großen Tanzwettbewerb gibt. Die Leute genossen den Skatepark, obwohl heute niemand skaten konnte, aber er war trotzdem das Zentrum der ganzen Community. Wir verließen die Dance-Crowd und schlenderten durch das Ghetto, um zu Faruks Haus zu gelangen. Außer seinem Vater waren alle zu Hause. Sie hatten nicht wirklich erwartet, dass er einen Muzungu (so nennen sie weiße Leute) mit nach Hause bringt, aber sie waren trotzdem die freundlichste Familie! Ich machte ein Familienfoto in ihrem winzigen Hinterhof und bekam eine Tour durch jeden Raum des Hauses. Sie haben auch eines dieser (vergitterten!) kleinen Lebensmittelgeschäfte hinter einem Tor, das an das Haus grenzt. Faruk teilt sein Zimmer mit zwei seiner jüngeren Geschwister und wir haben viel über seine Zukunftsperspektive gesprochen und darüber, welche Art von Beruf er später ausüben möchte.
Er erklärte mir auch, dass die Dinge in seinem Umfeld wirklich schwierig sind und daher gibt ihnen Skateboarding eine kleine Perspektive und die Möglichkeit, nach der Schule etwas Positives zu unternehmen.
Ich bin super dankbar für die Gelegenheit, Leute wie Jack, Faruk, Texas und viele großartige Kids kennenzulernen, die immer für ein Foto und/oder einen Chat zu haben waren. Ich hoffe euch gefallen die Fotos, die ich im Kitintale Skatepark, im Ghetto und bei Faruk gemacht habe."

Text & Bilder by Tobias Schult