Moin zusammen, hier ist Arne Fiehl vom BOARDSTEIN!
Ich habe Ostern dieses Jahr mal an einem ganz besonderen Ort gefeiert, was heißt gefeiert? Verbracht wohl eher, für mich gibt es da nix zu feiern, außer vielleicht nach dem Sonntag auch noch den Montag freizuhaben. Jedenfalls war ich mit meinen Kollegen Gabu und Kiki von Skate-Aid und unserem Rasta-Bro Wasswa in dessen Heimat, einem kleinen Dorf nahe Kisoro, das ist ein Örtchen am äußersten Rand des Dreiländerecks Uganda, Ruanda und Kongo. Zentraler geht es in Zentralafrika nicht und näher am Äquator auch nicht. Dort liegt letztendlich auch die Wiege der Menschheit, wenn mensch den Wissenschaftlern glauben darf, und wie wir alle gerade in diesen Zeiten wissen, sollte mensch dies mehr tun als je zuvor. Auf jeden Fall nahm hier das Übel, das sich Menschheit nennt, irgendwo seinen Anfang...
Was hatte mich denn dorthin gebracht, an diesen besonderen Ort? Die Antwort dazu ist so faszinierend wie simpel: Skateboarding. Vielleicht deswegen zur Erklärung hier einmal kurz mein Werdegang: Ich komme aus dem nördlichsten Norden Deutschlands, bin inzwischen 45 Jahre alt und seit 33 Sommern wohl das, was mensch Skateboarder nennt. Von 2000 bis 2009 war ich für das BOARDSTEIN Skateboardmagazin verantwortlich und seitdem baue ich Skateparks aus Beton und werde vermutlich, wenn`s weiter so gut läuft, im Laufe diesen Jahres mein hundertes Projekt abschließen (Gruß an 100 Ramps aus Indien an dieser Stelle!).
Privat wie beruflich habe ich in den letzten drei Jahrzehnten die ganze Welt bereist und bin durchaus schon öfter an solch skurrilen und/oder geschichtsträchtigen Orten gewesen wie letztes Wochenende. Zurzeit sind wir dabei, mit Skate-Aid und der Uganda Skateboard Union, deren Skatepark hier in der Hauptstadt Kampala mit einem Bowl zu erweitern und dabei den Locals dieses Betonhandwerk beizubringen, so dass sie in Zukunft mit dem von uns mitgebrachtem Werkzeug und Kellen selbst noch mehr Projekte realisieren können. Das fühlt sich in der Tat nach echter und gelebter Entwicklungshilfe an.
Ich war schon auf einigen ähnlichen Projekten dieser Art in exotischen Ländern, aber letztendlich ist die Motivation dazu immer die gleiche, als wenn ich beruflich und professionell Skateparks in Deutschland oder Europa baue. Denn ich weiß um die magischen Kräfte, die Skateboarding ausmachen, bin ich doch selbst das beste Beispiel dafür. Angefangen 1989 in einem 50 Einwohner-Dorf in der norddeutschen Pampa und nun auf einem Projekt in diesem Moloch, der sich Kampala, Hauptstadt von Uganda, nennt. Was uns Skateboarder eben unter anderem ausmacht, ist die Suche nach neuen Spots und Freunden und dadurch eine Lust - ja vielleicht sogar Sucht - nach Trips und Reisen, was einen wiederum stark, reif und weise macht. Für mich ist Reisen auf jeden Fall die beste Art von Bildung, weil dabei eben Praxis deutlich die Theorie überwiegt.
Und ohne Frage ist Skateboarding ein Schlüssel zur Welt, gerade im Jahr 2021, wo es auch in der letzten Ecke dieses Planeten zu finden ist, wo mensch niemals Skateboarder erwarten würde. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass einem als Skater (oder natürlich als Skateboarderin) auf der ganzen Welt die Türen offenstehen, sofern es dort denn auch Skateboarder gibt. Denn selbst wenn es lokal zwischen verschiedenen Skateszenen Unterschiede oder sogar Konflikte geben mag, halten Skateboarder auf internationalem Level zusammen und sind füreinander da, das beweisen meine Reiserfahrungen ebenso wie die Tatsache, daß es Organisationen und NGO`s wie Skate-Aid gibt, mit denen Skateboarder mehr oder weniger selbstlos anderen Skatern helfen, etwas daß es in dieser Form wahrscheinlich in keiner anderen Sportart gibt. Und unter anderem deswegen tue ich mich auch nach wie vor sehr schwer, Skateboarding überhaupt als Sport zu bezeichnen.
Aber mit dem Bau von Skateparks jeder Art möchte ich anderen, vor allem natürlich jüngeren Menschen, die Möglichkeit geben und dabei helfen, von diesem positiven Virus infiziert zu werden, ganz egal auf welchem Fleckchen Erde. Und in einem Land wie Uganda, das zu den ärmsten Ländern dieser Welt gehört, was offensichtlich wird, wenn man nur einfach aus unserer Unterkunft im Stadtteil bzw. Slum Kitintale auf die Straße geht und wo gerade die Kids und Jugendlichen quasi nichts haben, um sich abzulenken und zu verwirklichen, ist dies natürlich ganz besonders nötig. Durch Skateboarding habe ich Freunde auf der ganzen Welt, und wer kann so etwas schon von sich behaupten? Von den Leuten, die ich kenne, lediglich ein paar Skateboarder...
Danke, Skateboarding, ich bin dir für immer verbunden und werde deinen Spirit weitergeben, solange ich kann!
Arne Fiehl vom BOARDSTEIN
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